Anwendungsbereiche
Der California Verbal Learning Test (CVLT) ermöglicht eine kurze und individuelle Beurteilung von verbalen Lernstrategien und -prozessen. Das Lernvermögen wird überprüft, indem die Probanden eine Wortliste über fünf Durchgänge lernen. Die Störanfälligkeit der Lernprozesse wird durch die anschließende Darbietung einer zweiten Wortliste untersucht. Dem folgt die Gedächtnisprüfung nach 5 Minuten und nach 20 Minuten. Der CVLT berücksichtigt moderne Erkenntnisse aus der Lern- und Gedächtnisforschung, nach denen je nach Krankheits- bzw. Störungsbild unterschiedliche Aspekte des Lernens und des Gedächtnisses betroffen sein können. So kann nicht nur die Lernmenge beurteilt werden, sondern aufgrund der Zuordnung der Items zu semantischen Kategorien auch der Einsatz von unterschiedlichen Lernstrategien. Die computergestützte Auswertung erlaubt zudem eine differenzierte Beurteilung zusätzlicher Lern- und Gedächtnisparameter. Aufgrund von über 200 Studien, in denen der CVLT eingesetzt wurde, liegen Daten über zahlreiche Patientengruppen vor (u. a. Schädel-Hirntrauma, Multiple Sklerose, Alzheimer Demenz, Depression), die auch in der klinischen Arbeit genutzt werden können. Der deutschen Adaptation liegt die Forschungsversion des CVLT zugrunde (Testform S1). Zusätzlich wurde eine Parallelversion entwickelt und normiert (Testform S2). Eine dritte Parallelversion (S3) und zwei Kurzversionen (K1 und K2) ohne Normierung stehen primär für Forschungszwecke zur Verfügung.
Das Verfahren
Der CVLT besteht aus zwei Wortlisten mit jeweils 16 Items. Wortliste A ist die Lernliste; Wortliste B dient als Interferenzaufgabe. Die Wortliste A wird insgesamt fünfmal dargeboten. Nach der Interferenzaufgabe erfolgt der kurzfristige freie Abruf der Wortliste A, dem sich der Abruf mit der Vorgabe der semantischen Oberbegriffe anschließt. Nach dem Behaltensintervall (20 Min.) ist wieder der freie Abruf gefordert, dem erneut der Abruf mit Hilfestellung folgt. Für das Wiedererkennen wurden sowohl semantisch wie phonematisch ähnliche Ablenker und kategoriale Prototypen verwendet. Es stehen zwei normierte Versionen zur Verfügung. Eine dritte Wortliste, deren Äquivalenz durch die gleichen Konstruktionsprinzipien gegeben ist, kann zu Forschungszwecken verwendet werden.
Gütekriterien
Bei der Konstruktion der deutschen Wortlisten wurde auf eine hohe Übereinstimmung mit dem amerikanischen Original geachtet: im Hinblick auf die kategorialen Rangplätze als auch die Wortlänge. Die Itemschwierigkeit wurde in einer Vorstudie mit Hilfe der seriellen Positionskurve beurteilt. Die Äquivalenz der beiden Testversionen wurde mit dem Wilk‘s Test für Paralleltests überprüft. Ein signifikanter Unterschied ergab sich für die Lernsummen der beiden Versionen.
Reliabilität: Die Odd-Even Reliabilität für die Lerndurchgänge lag bei 0.96 für beide Versionen. Die Split-Half Reliabilität für die semantischen Kategorien war bei 0.75 bzw. 0.79 (Version 1 vs. Version 2) angesiedelt. Die Retest-Reliabilität für Version 1 nach 9 Monaten ergab einen Wert von 0.60 und einen Übungs-effekt von 5 Items für die Lernsumme.
Validität: Eine faktorenanalytische Untersuchung der US-Stichprobe führte zu 6 Faktoren: 1. Verbale Lernfähigkeit (u. a. Lernsumme, verzögerter Abruf) 2. Unterscheidungsfähigkeit (Intrusionen, Falsch-Positive), 3. Lernstrategie (serieller und semantischer Clusterwert), 4. Proaktive Interferenz (Liste B Wiedergabe, Liste B vs. Liste A Durchgang 1), 5. Serieller Positionseffekt (prozentuale Wiedergabe aus Primacy und Receny Region) und 6. Lernrate (Lernkurve). In einem Vergleich mit dem Untertest Logisches Gedächtnis aus der Wechsler-Memory-Scale-Revised lag die Korrelation zwischen der Lernsumme des CVLT und dem Log. Ged. I bei 0.53.
Normen
Der CVLT wurde an 303 Probanden ohne neurologische Erkrankungen für den Altersbereich von 20 bis 60 Jahre normiert. So weit erforderlich, wurden Korrekturen für Alter, Geschlecht und Schulbildung vorgenommen.